Bürgerrat Bildung und Lernen erarbeitet Maßnahmenkatalog für Chancengleichheit

 30.06.2022 – Der neue „Nationale Bildungsbericht“ legt es offen: Wie schon in den zurückliegenden Jahren bleibt die Chancenungerechtigkeit eines der gravierendsten Probleme im deutschen Bildungssystem. Corona hat die Situation noch verschärft. Wo die Politik nicht weiterkommt, sucht jetzt auch der bundesweit aktive Bürgerrat Bildung und Lernen nach neuen Lösungsansätzen. In einem Online-Bürgerforum erarbeiteten mehr als 220 zufällig ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland erste konkrete Handlungsempfehlungen, um Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu erreichen.  Diese Empfehlungen werden  vom Bürgerrat in den kommenden Monaten weiter ausgearbeitet, mit dem Ziel, sie im Herbst an die Politik zu übergeben. Kernpunkte des Maßnahmenkatalogs sind u.a. eine Aufwertung der beruflichen Bildung, der flächendeckende Ausbau der Digitalisierung und ein stärkerer Fokus auf eine Lernkultur mit mehr Lebensbezug und Beteiligungsmöglichkeiten. Bildung müsse nicht nur „Wissen“ fördern, sondern auch „Erfahren“ und „Tun“ ermöglichen. Einig waren sich die Bürgerinnen und Bürger darin, dass das Bildungssystem neue Finanzierungsmodelle braucht, um Wege zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu eröffnen. Das „System Gießkanne“ habe ausgesorgt: Soziale Hilfe müsse da ansetzen, wo sie am meisten gebraucht werde, so das Votum der Bürgerinnen und Bürger.

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Umfrage: Nur Neun Prozent der Lehrkräfte halten das Bildungssystem für gerecht

Auch Pädagoginnen und Pädagogen sehen das System, in dem sie arbeiten, kritisch. Nur jede zehnte der 207 befragten Lehrkräfte hält unser Bildungssystem für „gerecht“ (8%) oder „sehr gerecht“ (1%). So das Ergebnis einer Umfrage, die der Bürgerrat Bildung im Lernen im Rahmen der diesjährigen Bildungsmesse didacta durchgeführt hat. Die Hälfte der Befragten sagte, dass deutsche Bildungssystem sei „ungerecht“ (41%) oder „sehr ungerecht“ (9%)*.

Ins Leben gerufen wurde der Bürgerrat Bildung und Lernen von der unabhängigen und gemeinnützigen Montag Stiftung Denkwerkstatt. Die Initiative ist zunächst auf insgesamt drei Jahre angelegt. Es ist der einzige bundesweite Bürgerrat, der auch Kinder und Jugendliche aktiv einbezieht und dessen Empfehlungen sich an die Politik sowohl im Bund, in den Ländern als auch in den Kommunen richten. Hier stößt das von den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitete Sofortprogramm auf großes Interesse, wie die lange Liste der Politik-Termine in den zurückliegenden Wochen belegt. Neben der Einladung des Bundestagspräsidiums und der Bildungsausschüsse in verschiedenen Landtagen  gab es u.a. auch persönliche Treffen des Bürgerrats mit Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, Bildungsministerinnen, einer Parteivorsitzenden, sowie mit zahlreichen parlamentarischen Abgeordneten.  In Zusammenarbeit mit dem Didacta-Verband veranstaltete der Bürgerrat Bildung und Lernen auf der diesjährigen Didacta in Köln mehrere Panels („Was können Bürgerräte zur Chancengerechtigkeit beitragen?“, „Die Forderungen der Kinderbotschafter/-innen für die Schule von morgen“ u.a.).

*Die Ergebnisse der Umfrage:

Eine Delegation des Bürgerrats Bildung und Lernen hat bei der Bildungsmesse didacta 2022 in einer Zufallsauswahl insgesamt 207 Pädagoginnen gefragt, wie zufrieden sie mit dem deutschen Schulsystem sind und für wie gerecht sie es halten. Hier die Ergebnisse:

Wie zufrieden sind Sie mit dem deutschen Bildungssystem?

sehr zufrieden: 2%

zufrieden: 12%

geht so: 56%

unzufrieden: 22%

sehr unzufrieden: 8%

Für wie gerecht halten Sie das deutsche Bildungssystem?

sehr gerecht: 1%

gerecht: 8%

geht so: 40%

ungerecht: 41%

sehr ungerecht: 9%

Zusammenfassung:

Jede dritte pädagogische Fachkraft ist mit dem deutschen Bildungssystem unzufrieden.

30% sind mit Bildungssystem „unzufrieden“ (22%) oder „sehr unzufrieden“ (8%).

Lediglich 14% sind „zufrieden“ (12%) oder „sehr zufrieden“ (2%).

Nur jede zehnte pädagogische Fachkraft hält das deutsche Bildungssystem für gerecht.

Die Hälfte der befragten Pädagoginnen und Pädagogen (50%) halten das deutsche Bildungssystem für „ungerecht“ (41%) bzw. „sehr ungerecht“ (9%).

Lediglich jede 10. Pädagogin und Pädagoge (9%) finden das Bildungssystem für „gerecht“ (8%) oder „sehr gerecht“ (1%).

Der Bürgerrat Bildung und Lernen im Überblick

Was macht der Bürgerrat?

Der Bürgerrat Bildung und Lernen wurde von der gemeinnützigen, unabhängigen Montag Stiftung Denkwerkstatt aus  Bonn organisiert und läuft seit Oktober 2020 bis 2023. Er bietet bundesweit ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern (ab 16 Jahren) ein Forum zur demokratischen Teilhabe an bildungspolitischen Themen und hat im Laufe des ersten Jahres ein Sofortprogramm zur Umgestaltung des deutschen Bildungssystems erarbeitet. Dutzende Vorschläge aus Online-Befragungen bildeten im ersten Jahr die Grundlage für die Beratungen des Bürgerrats. Auch 130 Schülerinnen und Schüler bis 16 Jahre haben in verschiedenen Schulwerkstätten diskutiert und ihre Forderungen zum Thema ‚Wie wollen wir lernen?‘ entwickelt. Diese sind in die Empfehlungen eingeflossen. In einem eigenen Programm zeichnen sie ihr Bild für eine „Schule von morgen“. Die Kinder- und Jugendbeteiligung wird 2022 weiterentwickelt und auf eine breitere Basis gestellt.

Termine 2022

Fortlaufend 2022: Sofortprogramm 2021
Bürgerinnen und Bürger aus der Zufallsauswahl 2021 tauschen sich mit der Politik in Bund, Ländern und Kommunen aus.

Fortlaufend ab Februar 2022: Monatliche Treffen der freiwilligen Arbeitsgruppen
Teilnehmende des Bürgerrats und das Planungsteam stimmen Politiktermine und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ab.

11.–13. März 2022: Treffen der Kinderbotschafterinnen und -botschafter
Die Kinderbotschafterinnen und -botschafter aus den Werkstätten 2021 entwickeln zwei Kunstobjekte zu ihren Forderungen und schärfen diese weiter.

08./09. April 2022: Vorbereitung der Bürgerrats-Fokusthemen 2022
30 Bürgerinnen, Bürger, Expertinnen und Experten bereiten die Themen für 2022 vor.

April–Juni 2022: Ergänzende Zufallsauswahl
Neue Teilnehmende für den Bürgerrat: Zu 150 Teilnehmenden, die 2021 schon aktiv waren, kommen 350 neue Bürgerinnen und Bürger hinzu.

Mai–Juni 2022: Kinder- und Jugendwerkstätten
Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Schulen und Einrichtungen in fünf Bundesländern erarbeiten Ideen für das Lernen von morgen.

24./25. Juni 2022: Digitales Forum
Alle Blickwinkel im Austausch: Rund 400 Teilnehmende debattieren Ansätze für Chancengleichheit in vielen, wechselnden Kleingruppen.

17./18. September 2022: Zentrale Sitzung des Bürgerrats
100 Teilnehmende arbeiten in Berlin ihre Empfehlungen für ein Fortschrittsprogramm Chancengleichheit gemeinsam aus.

17./18. September 2022: Kinderbotschafterinnen und -botschafter im Bürgerrat
Die Kinder und Jugendlichen bringen die Ergebnisse aus den Werkstätten in den Bürgerrat ein.

September/Oktober 2022: Redaktionsworkshop(s) Bürgerempfehlungen
Ein Redaktionsteam aus dem Bürgerrat fasst die Empfehlungen zusammen.

Ausblick 2023: Fortschrittsprogramm Chancengleichheit 2022
Bürgerinnen und Bürger tauschen sich mit der Politik in Bund, Ländern und Kommunen aus.

Was bisher geschah: Stationen 2020/2021

Oktober 2020 – Februar 2021
Start des Bürgerrats Bildung und Lernen mit einem öffentlichen Online-Dialog zur Ideensammlung

Mai 2021
Ein digitales Bürger- und Jugendforum mit rund 350 Teilnehmer/-innen im Bürgerforum und Jugendforum mit 50 Teilnehmenden (16 – 27 J.) erarbeitet aus den Bürgerideen 50 Vorschläge in acht Themenfeldern.

Juli – August 2021
Online-Abstimmung über die Bürgervorschläge

18./19. September 2021
Erste Sitzung des Bürgerrats in Berlin zur Diskussion der Vorschläge; zehn Kinderbotschafter/-innen präsentieren die Forderungen der fünf ausgewählten Schulwerkstätten aus fünf Bundesländern; erster Austausch mit der Politik.

9./10. Oktober 2021
20 Botschafter/-innen des Bürgerrats formulieren das Sofortprogramm

19. November 2021
Beim Bürgergipfel in Berlin mit Programmübergabe sollen die Empfehlungen des Bürgerrats an die Politik übergeben werden. Aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen muss der Bürgergipfel verschoben werden.

20. Dezember 2021
Der Bürgerrat Bildung und Lernen und die Kinderbotschafter/-innen veröffentlichen ihre Empfehlungen im Rahmen eines digitalen Pressetermins.

Über die Montag Stiftung Denkwerkstatt

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zu den Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitbilds der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ übernimmt sie die Aufgabe, gesellschaftlich relevante, zukunftsweisende Themen aufzuspüren, den konstruktiven Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zu suchen und soziale Veränderungsprozesse anzustoßen. Die Montag Stiftung Denkwerkstatt konzipiert, moderiert und organisiert Veranstaltungen, Dialogforen und Werkstätten für unterschiedliche Teilnehmerkreise, für Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete ebenso wie für die allgemeine Öffentlichkeit.

Über die Montag Stiftungen

Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Zu ihr gehören die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, die Montag Stiftung Urbane Räume, die Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft und die Montag Stiftung Denkwerkstatt. Im Sinne des Leitmotivs „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ arbeiten die Stiftungen jeweils operativ eigenständig und projektbezogen in den Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Chancengerechte Stadtteilentwicklung, Teilhabe in der Kunst, Bildung im digitalen Wandel, Zukunftskonzepte und Inklusive ganztägige Bildung.

Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag. Unterstützt wird sie von der Montag Stiftung Denkwerkstatt als Impulsgeberin und Ideenschmiede, die auch die strategische Beratung sowie die übergeordnete Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftungsgruppe verantwortet.

Pressekontakt

Stephan Tarnow, planpunkt PR
Telefon +49 (0)221 91 255 70
tarnow@planpunkt.de

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