Bürgervorschläge 2021

Beim Bürger- und Jugendforum am 28. und 29. Mai 2021 haben 400 zufällig ausgeloste Bürgerinnen und Bürger im Bürger- und Jugendforum des Bürgerrats Bildung und Lernen insgesamt 50 Vorschläge für Veränderungen im Bildungssystem ausgearbeitet, aus denen im weiteren Verlauf der Bürgerratsarbeit acht Empfehlungen für ein Sofortprogramm entstanden sind. Im Folgenden findet sich eine Kurzbeschreibung jedes erarbeiteten Vorschlags.

Die Originalfassungen aller Vorschläge stehen als PDF zum Download zur Verfügung. Das Dokument enthält außerdem die Ergebnisse der Online-Abstimmung, die zu den 50 Vorschlägen innerhalb des Bürgerrats durchgeführt wurde.

1. Chancengleichheit

Ziel ist ein Bildungssystem, das allen Schülerinnen und Schülern gleiche Chancen bietet, indem der Einfluss unterschiedlicher Rahmenbedingungen (sozial, familiär, sprachlich, kulturell, etc.) ausgeglichen wird. Erreicht werden kann dies auf verschiedenen Ebenen: Zugang zu digitalen Lerninhalten und Medienkompetenz für alle, gezielte Unterstützung und Orientierungshilfen im Bildungsdschungel und verstärkte personelle Ressourcen.

Ziel ist eine breit angelegte ressourcenorientierte individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern, um die Chancengleichheit zu verbessern und gleichzeitig auch die Förderung von Stärken sicherzustellen. Der Schwerpunkt sollte auf dem Erkennen der und Entfaltung von Potenzialen liegen, weniger auf dem Ausgleich von Schwächen.

Ziel ist ein Bildungssystem, das allen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, sich unabhängig von ihrer Herkunft nach ihren Wünschen, Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln, ohne Nachteile und/oder Diskriminierung zu erfahren. Sprachliche Heterogenität und Vielfalt soll bei allen Planungen als Grundvoraussetzung angenommen werden (Mehrsprachigkeit als Chance).

Ziel ist eine höhere Qualität der Betreuung von Schulkindern nach dem Unterricht. Erreicht werden kann diese auf verschiedenen Ebenen, z.B. durch eine sozialpädagogische Ausbildung der Betreuerinnen und Betreuer als Mindestvoraussetzung, durch Einbeziehen von Trägern der offenen Kinder- und Jugendhilfe oder durch Aufstockung des qualifizierten Betreuungspersonals in der Offenen Ganztagsschule.

Ziel ist ein Bildungssystem, in dem Schülerinnen und Schüler länger gemeinsam lernen können, mindestens bis zur 8. Klasse. Zu den erwarteten Vorteilen gehören mehr Chancengleichheit, gleiche Zugänge zur Bildung, weniger soziale Selektion durch die Schulform, Nähe zum Wohnort, gewohntes Umfeld, vertraute Lernatmosphäre, Erziehung zur Eigenverantwortung – mehr Entscheidungsfreiheit der Schüler, Demokratieförderung.

2. Ressourcen und Ausstattung

Ziel ist eine bestmögliche Bildung und individuelle Unterstützung für jedes Kind. Erreicht werden kann dies z.B. durch Einstellung von mehr Personal und einen besser am Bedarf orientiertem Personaleinsatz in der Verwaltung (z. B. IT-Spezialisten), pädagogische multiprofessionelle Teams und eine attraktivere Gestaltung des Lehrerberufs.

Ziel ist die Professionalisierung der Digitalisierung in den Bereichen Anforderungsmanagement, Beschaffung und Betrieb, Hardware, Software, Betreuung und Schulung sowie die Schaffung einer einheitlichen digitalen Infrastruktur. Eine gute Ausstattung ist wichtige Voraussetzung fürs Lernen und sollte allen in gleicher Güte zur Verfügung stehen.

Ziel ist eine ganzheitlich ausgerichtete Bildung, die unterschiedliche und berufsübergreifende Perspektiven einbezieht. Eine größere Bandbreite im Lehrplan kann ein besseres Verständnis für andere Menschen in der Gesellschaft bewirken. Erreichen lässt sich dies z.B. durch schulische Projekte mit Berufstätigen wie zum Beispiel Gärtnern, Künstlern, Architekten.

Ziel ist eine Bildung, die dazu beiträgt, dass (junge) Menschen selbstbestimmter, selbstbewusster, empathischer, diskursfähiger und resilienter in das Leben gehen. Dies kann z. B. erreicht werden, indem Menschen einbezogen werden, die keine Lehrer oder Lehrerin sind: Fachkräfte, Psychologen, Sozialarbeiter, Rentner, andere Schüler als Tutoren, Vereine.

Ziel ist die Entwicklung einer verpflichtenden, ganzheitlichen, nachhaltigen und gemeinsamen Digitalisierungsstrategie durch Bund und Länder, denn Umgang mit digitalen Medien ist eine Kulturtechnik, deren Erwerb flächendeckend gesichert werden muss. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass in Deutschland Wertschöpfung durch Denken und nicht durch Rohstoffe stattfindet. Voraussetzungen sind u.a. der vereinfachte Zugang zu Fördermitteln und die Weiterbildung von Lehrenden.

3. Digitalisierung

Ziel ist es, die Digitalisierung in den Bildungsalltag zu integrieren, und zwar unter Einbeziehung aller Beteiligten. Digitalisierung im Alltag kann nur durch breite Unterstützung funktionieren. Erreicht werden könnte dies z.B. durch Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Studierenden mit geschulten Lehrenden, verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte speziell im Bereich Digitalisierung, Einbeziehung lokaler Experten für Fortbildungen und Stärkung der Eigenverantwortung und Bewusstmachen, warum Digitalisierung relevant ist.

Ziel ist es, digitale Kompetenz Schritt für Schritt in der Schule zu vermitteln, und zwar altersgerecht beginnend ab dem 3. Schuljahr (wie „Umgang mit sozialen Medien“ in der Mittelstufe). Da digitale Medien großes Potenzial haben, sowohl nützlich als auch gleichermaßen schädlich zu sein, ist ein bewusster, sicherer Umgang mit den Medien essenziel für den weiteren Werdegang. Die Vermittlung von digitalen Kenntnissen in der Schule trägt außerdem zur Chancengleichheit bei.

Ziel ist die Einführung einer „Bundescloud“ als einheitliche bundesweite Lernplattform mit barrierefreien Zugang für alle Berechtigten. Dies ermöglicht eine zentrale Qualitätssicherung; z.B. wären schulübergreifende, übergeordnete Informationen wie freie Kapazitäten für? von? Lehrkräfte sowie Bildungsprofile von Schülerinnen und Schülern und bei Schulwechseln aktuelle Lernstände von Klassen und Lerngruppen einsehbar.

Ziel ist es, Chancengleichheit im Bereich Digitalisierung in Bezug auf Hardware-Ausstattung, Kompetenzerwerb, Zugang zu digitalen Ressourcen etc. herzustellen und so eine gemeinsame Grundlage für alle Lernenden zu schaffen – unabhängig von ethnischer und sozialer Herkunft.

Zunehmende Digitalisierung ist unausweichlich, um nicht vom Rest der zunehmend vernetzten Welt abgekoppelt zu sein. Datenschutz ist dabei ein wichtiger Aspekt, um Grundrechte und die Privatsphäre von Einzelpersonen gegen kommerzielle Interessen zu verteidigen. Anders als im direkten Umgang ist es im Digitalraum teilweise schwieriger, wohlwollende (z.B. gemeinwohlorientierte) Absichten von rein eigennützigen, kommerziellen etc. Interessen zu unterscheiden. Diese Fähigkeiten müssen Kinder von Anfang an aufbauen. Ziel ist es, u.a. Techniken zu entwickeln und zu vermitteln, die Kindern und Erwachsenen erlauben, sich zielgerichtet auch andere Meinungen/Ansichten zu beschaffen.

4. Lehrkräfte und Erzieher/-innen im Fokus

Ziel ist ein Bildungssystem, dass eine gute und konstruktive Arbeitsatmosphäre ermöglicht – für motivierte, resiliente Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher und andere pädagogische Fachkräfte. Dafür müssten die Voraussetzungen auf verschiedenen Ebenen geschaffen werden.

Ziel ist es, Strukturen und altbewährte Konzepte aufzubrechen und Bildung von innen heraus flexibler und innovativer zu machen. Dies kann erreicht werden durch z.B. gegenseitiges Lernen, eine Vereinfachung und Erweiterung des Ausbildungsangebots, die Förderung innovativer Ideen und eine stärker praxisorientierte Ausbildung von Lehrkräften.

Ziel ist ein Bildungssystem, in dem der Beruf „Lehrerin/Lehrer“ oder „Erzieherin/Erzieher“ und pädagogische Fachkraft generell eine höhere Wertschätzung erfahren. Dies könnte z.B. erreicht werden, indem man den Stellenwert der Lehre an Universitäten/Hochschulen erhöht (im Vergleich zu Forschung).

Ziel ist es, Softskills von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften in den Fokus zu rücken, zu fördern und fordern. Dazu gehören z.B. Empathiefähigkeit, Fehlerkultur und konstruktive Kritik, Demokratieverständnis, Diskussionskultur und Konfliktbewältigung, Diversität und Diskriminierungssensibilität, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, konstruktive Feedbackkultur.

Ziel ist ein frühzeitiger, intensiver und wertschätzender Austausch von Eltern und Lehrkräften im Interesse von Kindern, um ein beidseitiges Verständnis und gegenseitige Einblicke zu ermöglichen. Ein frühzeitiger Austausch und Elternbildung führen zu mehr Chancengleichheit, stärken das Selbst des Kindes und binden Eltern intensiver in den Schulalltag ein.

Ziel ist es, hochmotivierte und geeignete Personen für den Beruf der Lehrerin/des Lehrers zu gewinnen. „Geeignet“ bezieht sich hierbei nicht nur auf das inhaltlich-Fachliche, sondern insbesondere auch auf die soziale Kompetenz, die Empathiefähigkeit, Begeisterung und Engagement und Motivation für den Beruf.

Ziel ist es, außerschulische Akteure einzubeziehen, um schülerspezifische, individuelle Beratungsmöglichkeiten zu schaffen, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern Unterstützung zu bieten und die gegenseitige Offenheit und Sensibilität zu stärken. Außerdem sollen so u.a. das professionelle Qualitätsmanagement und die kollegiale Unterstützung von Lehrkräften gestärkt werden.

5. Demokratieförderung

Ziel ist es, Schule zu einem Ort zu machen, an dem Demokratie nicht nur gelehrt und gelernt, sondern auch gelebt wird. Gleichgültigkeit ist der größte Feind der Demokratie, deshalb ist es wichtig, das Wissen über demokratische Werte und Strukturen zu entwickeln und außerdem die Motivation und Möglichkeiten zu fördern, an diesen Prozessen teilzunehmen. Dazu müssen bundesweit auf verschiedenen Ebenen die Rahmenbedingungen angepasst werden (z.B. starre Vorgaben im Lehr- und Stundenplan überdacht/aufgeweicht/aufgebrochen werden).

Ziel ist es, die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler zum politischen Engagement zu fördern, das Demokratieverständnis zu stärken, Einblicke in Politik als Prozess zu ermöglichen und zu vermitteln, dass alle in unserer Gesellschaft einen Einfluss auf Entwicklungen haben.

Ziel ist die Vermittlung von Einsichten in demokratische und rechtsstaatliche Strukturen. Es geht darum, Demokratie und demokratische Prozesse in der Praxis erfahrbar zu machen, Grundwerte zu vermitteln und eine offene, tolerante Diskussionskultur erlebbar zu machen. Ein Schwerpunkt muss der kritische Umgang mit Medien sein.

Ziel ist ein Bildungssystem, in dem Kinder in einem geschützten Raum eine starke Persönlichkeit (ihr eigenes Wesen) entwickeln können. Dazu gehört: Anderen zuhören, Andersartigkeit respektieren und auch „Nein!“ sagen zu können. Daraus erwächst Gemeinsinn und Kooperation.

Ziel ist es, eine Zusammensetzung von Schülerinnen und Schülern zu erreichen, die der Zusammensetzung der Gesellschaft entspricht (und nicht der des Stadtviertels), und Formen?/ Erfahrungen? demokratischen Zusammenlebens zu vermitteln. Eine entscheidende Rolle dabei spielt das Thema Inklusion. Es geht auch um das Erleben von Vielfalt.

6. Bildungssystem – Harmonisierung und Vernetzung

Ziel ist es, die verschiedenen Bildungssysteme der Länder aneinander anzugleichen und einen nachhaltigen, kontinuierlichen Verbesserungsprozess einzuführen. Z.B. muss das Bildungssystem an die heutigen Mobilitätsanforderungen der Bürgerinnen und Bürger angepasst werden: Schulabschlüsse müssen zentralisiert, Schul- und Lehrerausbildung vereinheitlicht werden.

Ziel ist es, praktische Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern und Einblicke in die Praxis zu geben – auch für die Wahl des weiteren Lebenswegs – sowie berufsbezogene Kompetenzen der Lehramtsstudierenden zu fördern. Dafür sollte im Schuljahr regelmäßig ein deutlicher Teil der Zeit für praktische Erfahrungen reserviert sein. Externe Personen und Organisationen, Hochschulen sowie (ausbildende) Unternehmen könnten institutionalisiert in den Schulunterricht eingebunden werden und z.B. entsprechende Exkursionen, Praktika oder Projekte anbieten.

Ziel ist eine Veränderung der Lernkultur bereits ab der frühkindlichen Bildung. Dazu gehören mehr Lernformate wie Projektarbeit und partizipatives Lernen, die Stärkung von kontextorientiertem Lernen, Lernen mit Lebensbezug, inhaltsorientiertes Lernen (nicht notenorientiert), fächerübergreifende Kompetenzen und die Vorbereitung auf lebenslanges Lernen.

Ziel ist die Sicherstellung einer hohen und konstanten Unterrichtsqualität, um möglichst gute Bildungs(chancen) für alle zu gewährleisten. Dazu sollte u.a. das Fortbildungsangebot für Lehrkräfte auf verschiedenen Ebenen deutlich ausgebaut werden (fachlich, methodisch, pädagogisch) und das Engagement einzelner Lehrkräfte stärker gefördert werden.

Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler auf das (Berufs-)Leben vorbereitet sind und die Schule nur als eine Etappe auf dem lebenslangen Lernweg betrachten. Diese Etappe sollte eine breite Vielfalt an praxisorientierten Kenntnissen und Einblicken vermitteln, z.B. über Berufswege, Unternehmen, Versicherungen, Bewerbungen, und soziale Kompetenzen fördern wie Sprache und Kommunikation, Selbstreflexion oder Konfliktlösungsmethoden.

7. Individuelles, ganzheitliches Lernen und Lernkultur

Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler, die vor der Ausbildungs- oder Berufswahl stehen, darin zu unterstützen, ein besseres Verständnis für zukünftige Anforderungen, Chancen und Möglichkeiten zu erhalten. Außerdem sollte ein Programm bzw. Schulfach „Berufsorientierung“ eingeführt werden.

Ziel ist es, dass Schule nicht als Institution nur zur Vermittlung von Fachkenntnissen wahrgenommen wird, sondern als Vorbereitung auf sämtliche Herausforderungen des Lebens. Daher sollten Inhalte zur Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung und zur Vermittlung von „Lebenskompetenzen“ in die Lehrpläne aufgenommen werden. Sie sind die Basis für die Entwicklung eines selbständig denkenden, empathischen, verantwortungsvollen Mitglieds einer lebendigen Demokratie und dienen als Rüstzeug für eine Vertiefung auf dem weiteren Bildungs- und Berufsweg.

Ziel ist es, das aktuelle Bildungssystem zu integrativen Lernlandschaften umzugestalten (gemeinsame Erarbeitung von Wissen durch Wahl von Räumen und Lernpartnern), dies dient u.a. der Förderung von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit, Selbstmotivation, Kreativität, Problemlösungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Empathie und Toleranz.

Ziel ist es, die Rolle von Lehrenden neu zu denken und – ausgehend davon – die Ausbildung um entsprechende Inhalte zu bereichern wie Supervision oder Methoden der Selbstreflexion (Lehrende als Lernende).

Ziel ist es, im Sinne eines partizipativen Denkens und Handelns Raum dafür zu schaffen, dass Mitbestimmung entstehen kann, d.h. Freiräume in den Bildungsplänen. Mitbestimmung fördert das Vertrauen in demokratische Prozesse, Selbstwirksamkeit wird erlernt.

Ziel ist die Förderung des gesellschaftlichen Engagements junger Menschen. Die Idee: „Ein Jahr für Deutschland“ – alle Schulabgänger leisten ein Jahr lang einen Dienst für die Gesellschaft, erweitern dadurch ihren eigenen Horizont. Der Staat schafft Anreize, damit möglichst viele junge Menschen ihr „Jahr für Deutschland“ nutzen. So kann es gelingen, dass soziale Berufe attraktiver werden und dem Personalmangel in diesem Bereich entgegengewirkt.

Ziel ist es den Lernraum Schule an die deutlich erweiterten sozialen, administrativen und pädagogischen Aufgaben anzupassen, um die Voraussetzungen für individuelles, ganzheitliches Lernen zu schaffen. Schule ist ein Lernort, der sich in den letzten Jahrzehnten stark erweitert hat. Kinder und Jugendliche verbringen den Großteil ihrer Zeit in der Bildungseinrichtung, so dass auch dort individuelle Förderung gewährleistet sein muss.

8. Stärkung der Bildungsakteure und ihrer Zusammenarbeit

Ziel ist „Bildung aus erster Hand durch kollektive Intelligenz“. Lehrpläne sollten durch außerschulische Experten ergänzt werden, so dass der Praxisbezug größer wird. Eine zentrale Plattform dient dem Austausch aller Akteure und vermittelt Kontakte zu Expertinnen und Experten unterschiedlicher Bereiche. Außerdem sollte es eine zentrale Stelle zum Ansprechen von Problemen oder für Ideen in der Bildung geben.

Ziel ist die Überwindung von regionalen (föderalen) und strukturellen (Dreigliedrigkeit) Differenzen und Ungleichheiten, um ein Bildungssystem zu erreichen, dass den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft gerecht werden kann. Der Vorschlag: Einführung einer Gemeinschaftsschule, in der alle Schülerinnen und Schüler bis zum Ende der Sekundarstufe 1 gemeinsam unterrichtet werden und lernen können. Gleichzeitig sollte eine deutlich stärkere bundesweite Vereinheitlichung der grundlegend zu vermittelnden Inhalte, Kompetenzen & Methoden erreicht werden.

Ziel ist ein System, das Bildung als gesellschaftliche Ressource versteht, die Veränderungen und Weiterentwicklung ermöglicht. Bildung muss immer diskutierbar sein und bleiben. Ihre Entwicklung braucht viele verschiedene Diskussionsteilnehmer. Bildung ist eine Investition (in Menschen, Material, Gebäude etc.), die einen Mehrwert generiert, der höher liegt als materielle Kapitalanlagen.

Ziel ist mehr Gestaltungsfreiheit für Schulen (z.B. verschiedene Lern- und Lehrmethoden, praktischer Unterricht). Schule muss näher ans Leben heranrücken. Alle sollen mitgenommen werden, keiner wird ausgegrenzt (durch Leistungsdruck, kulturelle Diskriminierung, etc.). So wird gewährleistet, dass Schülerinnen und Schüler besser auf das Leben vorbereitet werden und auch ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können.

9. Vorschläge aus dem Jugendforum

Ziel ist ein bundeseinheitliches Bildungssystem mit einheitlichen Abschlüssen. Als Schulform sehen wir das „Dreistufensystem“ mit einer Orientierungsstufe (4.-6) Klasse als sinnvoll an, wobei der Übertritt in die weiterführenden Schulen erst nach der 6. Klasse erfolgen sollte. Die Bundeskultusministerkonferenz soll zu einem festen Gremium werden, das verbindliche Beschlüsse trifft.

Ziel ist ein offener, lebensnaher, zeitgemäßer und individuell anpassbarer Lehrplan. Schule ist zu lebensfern gestaltet, sollte keine reine Wissensvermittlung mehr sein, sondern auf das Leben in unserer Gesellschaft vorbereiten. Das Verständnis und der Umgang miteinander sollten gefördert werden, mit einem klaren Fokus auf Werten wie Akzeptanz, Toleranz und Menschlichkeit.

Ziel ist die frühe Vermittlung und Stärkung digitaler Kompetenz von Schüler/-innen und Lehrkräften. Der Umgang mit digitalen Medien gehört inzwischen zur Grundausbildung und ist in fast jedem Job relevant. Auch über Gefahren im Internet sollten Kinder und Jugendliche so früh wie möglich aufgeklärt werden (schon in der Grundschule, ab weiterführender Schule neues Fach verpflichtend einführen).

Ziel ist ein zuverlässiger, stabiler Internetzugang für Schüler/-innen und Lehrkräfte als Grundlage für die Digitalisierung der Schulen. Jede Schule soll einen Glasfaseranschluss und einen entsprechenden Internetvertrag vom Bund gestellt bekommen, die Bandbreite sollte je nach Größe der Schule individuell angepasst werden.

Ziel ist ein Bildungssystem, das kritisch denkende, selbstbestimmte und mitgestaltende Menschen fördert. Dazu gehören das praktische Erfahren persönlicher Freiheit, gelebte (Selbst-)Verwirklichungskompetenzen und aktive Mitsprachekompetenzen von Schülerinnen und Schülern. Die Partizipationsmöglichkeiten der Lernenden müssen auf verschiedenen Ebenen gestärkt werden – bei der Gestaltung von Lehrplänen und in der Unterrichtsgestaltung sowie in der Politik und bei der Mitgestaltung des Schul- und Bildungswesens.

Ziel ist ein Bildungssystem, in dem mehr Investitionen dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Voraussetzungen dafür sind eine gute Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Kommunen und Bildungseinrichtungen sowie der Abbau bürokratischer Hürden. So können Lernorte entstehen, an denen man gerne lernt. Darüber hinaus trägt dies zur Chancengleichheit bei, der Wirtschaftsstandort Deutschland wird gestärkt und die Digitalisierung vorangebracht.

Ziel ist eine deutlich verstärkte Gesundheitsförderung und -aufklärung in Grund- und weiterführenden Schulen, z.B. durch zusätzliche wöchentliche Unterrichtseinheiten Gesundheitslehre mit den Themenfeldern Stressbewältigung, Sensibilisierung für psychische Disbalancen/ Erkrankungen/Ängste, Sucht, Relevanz von Ernährung und Bewegung, Hygiene und Schlaf.